Am Weingut herrscht reges Treiben, die Lese ist voll im Gange. Trotzdem nimmt sich Jungwinzerin Magdalena Pratzner für uns Zeit und erzählt wie sich eine Frau in der Männerdomäne Landwirtschaft schlägt, von den großen Herausforderungen der Zukunft und warum der Schraubverschluss zu Unrecht so verpönt ist.
Magdalena, womit soll der Weintrinker den Namen „Weingut Falkenstein“ verbinden?
Magdalena: Mit Qualität und einem starken Bezug zur Natur. Unsere Weine entstehen in erster Linie im Weinberg und sollen die Charakteristik des Bodens widerspiegeln. Im Keller greifen wir nur ein, wenn es wirklich nötig ist. Für uns ist Wein ein Naturprodukt, es soll auch dort draußen in der Natur entstehen. Am wichtigsten ist natürlich die Passion, ohne Leidenschaft kommt man nirgendwohin.
Apropos Leidenschaft – war es für dich schon immer klar, dass du in den Weinbau einsteigen wirst?
(lacht) Eher im Gegenteil. Unsere Eltern haben uns immer in den Betrieb miteinbezogen, wir durften z.B. schon immer mitverkosten. Gleichzeitig haben wir natürlich auch immer mitbekommen, wie viel und wie hart unsere Eltern ständig arbeiten mussten. Das hat mich abgeschreckt, das wollte ich so nicht. Ich habe zunächst die Handelsschule besucht und ein Studium der Politikwissenschaften begonnen, das sich als doch nicht so toll herausgestellt hat. Eine Freundin, die Lebensmitteltechnik studierte, hat mich dann zu einem Weinbau-Seminar überredet. Das Thema wurde so fesselnd behandelt, dass ich mich entschloss, das gesamte Weinbau-Studium auf der BOKU, der Universität für Bodenkultur in Wien, zu absolvieren. Mein Vater hat mich nie zum Weinbau gedrängt, weil für ihn die Passion zum Beruf der wichtigste Faktor für den Erfolg ist. Als ich daheim erzählte, dass ich ein Weinbau-Studium beginne, war die Freude dann natürlich groß (lächelt).
Dein Vater Franz Pratzner gilt als Riesling-Pionier und wurde sogar mit dem berühmten Weinpreis „Angelo Betti“ ausgezeichnet. Setzt dieses Erbe unter Druck oder gibt es Kraft?
Nein, Druck spüre ich keinen. Vielmehr verspüre ich Stolz auf das, was meine Eltern aufgebaut und erreicht haben, und darauf, dass sie mir vertrauen und vor allem zutrauen, dieses Erbe weiterzuführen. Was den Riesling betrifft, so hat mein Vater den Ausbau fast perfektioniert, da kann ich viel lernen und mitnehmen und da werden auch keine großen Experimente kommen. Bei allem anderen wird viel diskutiert, geredet und beraten. Das ist für mich natürlich ein Lernprozess und ich kann auf sein riesiges Wissen und seine Erfahrung zurückgreifen. Gleichzeitig respektiert er meine Entscheidungen. Die Landwirtschaft und auch der Weinbau sind nach
wie vor sehr männerdominiert und traditionell.
Wie erlebst du das als junge Frau?
Man begegnet mir eigentlich immer sehr offen und respektvoll. Es gibt stetig mehr Höfe, die von Töchtern übernommen werden – obwohl es immer noch ein geringer
Prozentsatz ist. Wir sind in diesem Bereich sicher noch sehr stark alpin-traditionell geprägt und eine Hoferbin wird immer noch eher als Ausnahmefall betrachtet. Im restlichen Italien hingegen, v.a. im Piemont oder in der Toskana, sind weibliche Betriebsleiter mittlerweile schon selbstverständlich und nichts Besonderes mehr. Da ist in Südtirol sicher noch Luft nach oben. Was viele nicht so gerne hören, ist, dass Frauen mittlerweile als bessere Verkoster gelten (lacht). Das weibliche Gehirn scheint affiner zu sein für Aromen, Geschmäcker und vor allem deren verschiedene Nuancen. Das kommt bei einer Verkostung natürlich zum Tragen, weil Frauen eine größere Bandbreite erschmecken.