Christine Plaickner


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Sie kam von der Klassik zum Jazz und zu New Age, vom Klavier, das sie heute noch spielt, zur Querflöte. 1964 in Meran geboren, aufgewachsen in der Nähe der Postbrücke, kam Christine Plaickner schon als Kind mit der Musik in Berührung; im Tonstudio ihres Vaters, dem Komponisten Konrad Plaickner. Die Musikerin, die den Sommer liebt, in Meran die Gilf und die Wandelhalle zu ihren Lieblingsorten erkoren hat, blickt auf fast fünf Jahrzehnte musikalischen Schaffens zurück.
Christine, du kamst von der klassischen Ausbildung am Klavier zu dem Instrument, in das du dich verliebt hast; die Querflöte. Was hat dich am Anfang daran so fasziniert?

Ich begleitete meinen Vater zur Musikmesse in Mailand, wo ich in der Bläserabteilung die Querflöte entdeckte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Mit 16 Jahren spielte ich bereits seit fünf Jahren Klavier, hatte aber das Gefühl, mich nicht wirklich ausdrücken zu können. Ich habe daraufhin begonnen, Querflöte zu spielen und das eröffnete mir schließlich den Zugang zu neuen musikalischen Welten.


Und heute?

Heute spiele ich beide Instrumente mit Leidenschaft. Je nach Situation kommt mal das eine, mal das andere – und manchmal auch beide – zum Einsatz.


Dein Vater Konrad Plaickner ist Musiker und Komponist. Hast du erste Erinnerungen aus der Kindheit, die ganz konkret mit Musik zu tun hatten?

Das Schreiben von Musik habe ich definitiv von ihm. Schon als Kind war ich fasziniert von seinen Partituren. Es erschien mir mühelos und so versuchte ich mit 11 Jahren, meinen ersten Song zu schreiben.


Was waren deine ersten Ausbildungsschritte?

Mit acht Jahren begann ich, Klavierunterricht zu nehmen, brach diesen jedoch nach einem Jahr ab. Erst mit 11 Jahren fand ich an der Musikschule in Meran zurück zum Klavier. Später entdeckte ich an der Musikschule in Bozen die Querflöte für mich – bei einem Lehrer, an den ich mich bis heute gerne erinnere.


Doch die Klassik sei nicht ganz das Deine gewesen, der Schritt zum Jazz dann der nächste. Was macht der Jazz für dich aus?

Ich liebe klassische Musik, doch sie zu spielen und zu interpretieren verlangt eine Strenge und Perfektion, die nicht zu mir passten. Ich wollte stattdessen kreativer sein. Als Musikerin würde ich mich nicht ausschließlich dem Jazz zuordnen, doch meine erste Band-Erfahrung hatte ich mit dem Collettivo Musicale, einer Jazzformation. Ich war jung, schüchtern, aber entschlossen – und diese Zeit hat mich musikalisch enorm geprägt.
Durch Rolando Biscuola, Fingerstyler und Preisträger im Jahr 2006 auf dem Internationalen Festival für akustische Gitarre in Sarzana, Ligurien, kommst du zu New Age und zeitgenössischer Musik. Wieder eine andere Sprache innerhalb der Musik. Was schwingt dort und berührt dich, was andere Genres nicht haben?

Nun, ich habe mich in Rolando verliebt – und damit auch in die Fingerstyle-Musik für akustische Gitarre, die er hervorragend beherrscht. Gleichzeitig haben mich seine Kompositionen tief berührt.


Du hast einige musikalische Genres ausprobiert und in unterschiedlichen Formationen mitgewirkt ...

Ja, ich habe mehrere Seminare besucht und in Bigband-Besetzungen bei Konzerten mitgewirkt. Zudem habe ich vielfältige musikalische Erfahrungen bei kulturellen Veranstaltungen gesammelt, darunter Theateraufführungen, Poesielesungen und Buchpräsentationen. 2017 erschien meine autobiografische CD MUSICAL WHEEL, eine Sammlung von Ideen aus 30 Jahren musikalischer Arbeit. Darüber hinaus wirkte ich bei zahlreichen Aufnahmen mit, darunter bei der 2021 veröffentlichten CD LOVE CARD mit Rolando Biscuola.


Am ICE-Musikfestival im Schnalstal spieltest du auf einem Instrument des Eismusikkünstlers Tim Linhart. Wie war diese Erfahrung?

Es war eine faszinierende und absolut einzigartige Erfahrung – auch wenn ich ein Eis-Xylophon spielte, das nicht mein Instrument ist. Tim hatte versucht, eine Flöte zu bauen, doch sie war nicht so gelungen wie seine Streichinstrumente oder die Gitarre. Seitdem damals verbindet uns eine Freundschaft, und wir treffen uns einmal im Jahr.


Mit Gabi Freitag, Gitarristin und Liedermacherin, hast du bei den Ladybirds mitgespielt. Du schätzt sie, wie auch die Cellistin Lucia Suchanska, mit der du eine deiner eigenen Kompositionen gespielt hast. Gemeinsam zu musizieren ist für dich schöner als solo unterwegs zu sein. Und warum?

Mit Gabi und Lucia durfte ich wertvolle Erfahrungen sammeln, die meinen musikalischen Weg bereichert haben. Das gemeinsame Musizieren ist sehr wichtig, auch in einem Orchester: Es gibt einem das Gefühl, zu einer Familie zu gehören, die dieselbe Sprache spricht. Ich bin auch in Indien aufgetreten: 2005 spielte ich mit dem Sai Symphony Orchestra in Bangalore und im Trio in Arambol/Goa (Flöte, Gitarre, Tabla) zusammen mit Rolando Biscuola und Kamod Raj Palampuri. Weitere Auftritte folgten mit der Gruppe der Sängerin Sonja Venturi, unter anderem in London und Wien (2012), Mailand (2013), Moena (2016) und erneut in Bangalore (2017) für das World Music Festival. Von 2016 bis 2021 habe ich mit dem Merano Pop Symphony Orchestra unter der Leitung von Maestro Roberto Federico zusammengearbeitet. Seit sechs Jahren spiele ich außerdem mit der Sopranistin Naimana Casanova, dabei geben wir Country- und Popsongs zum Besten: als Straßenmusik, auch bei Hochzeiten, Beerdigungen und kulturellen Veranstaltungen.


Country-Musik! Welche Stücke, welche Zeiten, welche Regionen oder Liedermacherinnen und Songwriter gefallen dir besonders gut?

Eine schwierige Frage: Ich mag Leo Kottke sehr, aber da sind wir im Bereich der akustischen Gitarre; oder Joni Mitchell mit dem Song Both sides. Ich liebe brasilianische Lieder und Musik (Jobim, Djavan, Gismonti), die portugiesische Sprache und den Chorinho, der sich wunderbar auf der Flöte spielen lässt. Ich habe mehrere in meinem Repertoire.


Und doch spielst du im Sommer manchmal auf der Straße für alle, die vorbeigehen. Welchen Reiz hat das? Sieht die Welt anders aus, wenn man ganz allein Musik auf der Straße macht?

Mein Leben lang habe ich immer mit jemandem zusammengespielt, also habe ich in den letzten drei Jahren damit begonnen, mal allein zu spielen, dabei habe ich die Freiheit sehr genossen. Es erlaubt mir, meine musikalischen Vorlieben ungefiltert auszudrücken und gleichzeitig neue Erfahrungen zu machen.
Hast du einen Lieblingskulturort in der Stadt?

Ja! Den Meraner Ost West Club.


Was ist das Schönste an Meran?

Meran ist eine Stadt mit menschlichem Antlitz, reich an Kultur.


Was ist das am allerwenigsten Schöne in Meran?

Die Stadt hat sich in den letzten 20 Jahren verändert. Es fühlt sich nicht mehr wie unsere Stadt an.


Radiosender, die auch im Tagesprogramm Musik bringen, die dich interessiert. Gibt es das? Wenn ja, welche wären es?

Ehrlich gesagt bleibt mir zwischen meiner Arbeit in der Agentur, Vorlesungen, Proben und dem Musizieren auf der Straße kaum Zeit, Musik zu hören – außer bei gelegentlichen Konzerten. In letzter Zeit habe ich allerdings eine große Begeisterung für geistliche Musik entdeckt.


Künstlerinnen und Musiker, Kulturschaffende haben es oft nicht leicht in unseren Gesellschaften, vor allem, was den Lebensunterhalt angeht. Welche Abstriche muss man machen, wenn man als Musikerin arbeiten und leben will?

Mit zwei Kindern war es nie möglich, allein von der Musik zu leben. Deshalb habe ich immer andere Jobs gemacht. Seit 2010 arbeite ich für ARIAS, eine Agentur, die Opernsänger vertritt – also wieder im musikalischen Bereich. Doch ich bin für jede Erfahrung auf meinem Weg dankbar, sei sie bezahlt oder unbezahlt.


Wenn alles eins wird, die Musikerin mit dem Instrument, die Kommunikation der Musiker und Musikerinnen untereinander: Du sagst einmal, das sei wie Fliegen. Gibt es Besseres?

Nach so vielen musikalischen Erlebnissen spüre ich dieses Gefühl des Fliegens nicht mehr so häufig. Doch auch im späteren Leben bleibt die spirituelle Dimension der Musik eine Quelle tiefer Erfüllung.
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