Die Ausstellung im Palais Mamming Museum Women in Art – Künstlerinnen in Meran im 19. Und 20 Jahrhunderte, die bis 30. September 2024 lief, hattest du mit Eva Gratl kuratiert. Welche Frauen oder welche Lebensumstände sind dir dabei am nächsten gegangen?
Das vom Amt für Chancengleichheit der Stadt Meran vorgeschlagene Thema empfand ich als wahres Geschenk! Besonders faszinierte mich, dass wir die Ergebnisse unserer Recherchen in unserer eigenen Sprache und mit unserem individuellen künstlerischen Zugang präsentieren konnten, ohne auf Übersetzungen angewiesen zu sein. Das war innovativ und zugleich befreiend. Von Anfang an fesselten mich die Lebensgeschichten jüdischer Frauen, sowohl aufgrund ihrer persönlichen Schicksale als auch, weil ich ihre Werke aus der Perspektive einer Person betrachten konnte, die ihre Kultur gut kennt. Aliza Mandel hatte ich schon seit Jahren im Blick, und auch Dorothy Shakespear Pound weckte mein Interesse.
In welcher Stadt würdest du sonst noch gerne leben?
In Südtirol würde ich in Bruneck leben, in Italien in Venedig, in Europa in Wien und in den USA in Miami.
Nervt dich nicht auch einmal die Enge in Südtirol, wo alles dicht an dicht gedrängt ist? Nimmt sie nicht manchmal die Luft zum Atmen?
Das Gefühl der Enge und des Erstickens spürte ich vor allem, als ich sehr jung war, darum entschied ich mich, die Schule anderswo zu besuchen. Als ich mit 32 Jahren nach meinem Studium und vielen Auslandserfahrungen, Abschlüssen und einer Tasche voller Träume zurückkehrte, war dieses Gefühl paradoxerweise verschwunden. Dennoch reise ich oft, um Neues zu entdecken, mich inspirieren zu lassen, Teile von mir selbst zu finden – und um schließlich Heimweh nach Meran zu bekommen.
Kennst du Menschen, die neu nach Meran gezogen sind? Wenn ja: Wie leicht war es, Anschluss und Einbindung, neue Freunde zu finden?
Es ist nicht einfach, in Meran Freunde zu finden. Viele Menschen kenne ich vom Sehen und grüße sie herzlich, doch über die meisten weiß ich nur wenig oder gar nichts. Ich würde nicht behaupten, dass ich viele Freunde habe, aber da ich von Natur aus eher ein Einzelgänger bin und oft tief in mein Studium vertieft, hat sich bei mir auch eine gewisse Schüchternheit entwickelt.
Was zeigst du Bekannten, die das erste Mal Meran besuchen?
Was ich zeige, hängt stark von den Interessen und der Herkunft meiner Gäste ab. Wenn sie aus einer Stadt kommen, die selbst ein architektonisches oder künstlerisches Juwel ist, dann ziehe ich mein Ass aus dem Ärmel: die Passerpromenade und den Tappeinerweg. Diese Orte versetzen sie immer wieder in Staunen.
Was ist typisch Meran?
Für mich gibt es viele verschiedene Facetten von Meran, daher ist das, was wirklich „typisch“ für Meran ist, vielleicht genau diese Vielfalt.