Funktioniert das eigentlich, diese kleinen Lebewesen in die Kategorien Nützlinge oder Schädlinge zu stecken? Ist es wirklich so einfach oder habt ihr andere Beobachtungen machen können?
Es ist ganz einfach, ohne Schädlinge gibt es keine Nützlinge, da die Nützlinge auf die Schädlinge als Nahrungsquelle angewiesen sind. Man muss im Organismus Garten also die Balance halten zwischen Schädlingen und Nützlingen, um den Garten gesund zu erhalten. Man kann also vereinfacht sagen, dass auch schädliche Organismen Nützlinge sind, weil sich ohne diese keine Nützlingspopulation aufbauen kann. Wenn Schadorganismen einer Kultur den Garaus machen, dann liegt die Ursache tiefer, z.B. eine Bodenverdichtung durch eine falsche Bodenbearbeitung, kann die Pflanze im Wachstum stören, weil diese ihren Wurzelapparat nicht mehr optimal entwickeln kann und somit schwach wird und für schädliche Organismen empfänglicher ist. Meistens ist also nicht der Schädling „schuld“ an einem Misserfolg, sondern andere Faktoren. Das ist im Prinzip die Ursachenforschung, die als Landwirt betrieben werden muss – wie oben angesprochen.
Was braucht es für einen guten Boden? Kommt ein gesunder Boden langfristig ohne tierischen Mist aus?
Das ist eine sehr komplexe Frage, da der Boden und alle Prozesse, die darin stattfinden, sehr komplex sind und heute noch nicht zur Gänze erforscht sind. Wir legen sehr viel Wert darauf, den Boden lebendig mit Zwischenfrüchten und Einsaaten zu halten und so Humus aufzubauen, um die Bodenfruchtbarkeit langfristig zu erhalten. Auch kompostieren wir Rinderstrohmist selbst und füttern somit unseren Boden. Ein Boden kann durchaus ohne tierischen Mist langfristig auskommen, denken wir an einen Waldboden, das ist an sich ein sehr gesunder Boden, der nicht gezielt gedüngt wird. Wir arbeiten jedoch mit dem Boden und wollen daraus ernten. Ich denke, man wird ohne tierischen Mist nicht auskommen, wenn man langfristig gute Ernten erzielen möchte. Das ist auch die ökologischste aller Düngemethoden, da wir im Bioanbau nicht auf künstlich hergestellte Dünger zurückgreifen möchten und dürfen. Aus diesem Grund möchten wir, und tun es auch schon, Tiere im Garten integrieren, um diesen Kreislauf zu schließen. Es ist eine Kombination aus vielen Faktoren, die die Bodenfruchtbarkeit sicherstellt; schonende Bodenbearbeitung, lebendige Verbauung mit Zwischenfrüchten und Einsaaten, kompostierter Mist sowie den Boden bei jeder Tätigkeit im Garten zu respektieren.
Welche Form von Kreislaufwirtschaft habt ihr heute schon?
Unsere Hühnerschar bekommt die Reste unserer Getreideproduktion und verwandelt diese in wertvollen und sehr nährstoffreichen Dünger, den wir gezielt für unsere Starkzehrer einsetzen können. Bei den Ackerflächen im Vinschgau kooperieren wir mit einem Biobauern. Wir säen in der Fruchtfolge mehrjähriges Kleegras ein, welches sehr wichtig für den Humusaufbau ist, der befreundete Bauer mäht das Kleegras als Futter für seine Tiere und wir bekommen dafür Mist für unsere Ackerkulturen, mehr brauchen wir nicht für einen erfolgreichen Ackerbau. Weiters möchten wir Schweine im Betrieb integrieren, um die Gemüsereste die Anfallen zu verwerten und somit eine weitere Mistquelle zu generieren. Durch die vielen Hecken und Bäume am Betrieb fallen viele Holzabfälle an, die wir häckseln und dem Mist beim Kompostvorgang beifügen, dieses Lignin sorgt für stabile und langfristige Humusverbindungen.