Claudia Gilli


☛ Stadtführerin in Meran

Claudia Gilli ist waschechte Meranerin. Auf der Suche nach immer neuen Geschichten der Stadt begibt sie sich nicht nur mit Gästen, sondern auch mit Pflanzen aus aller Welt bei jeder Führung auf eine kleine Weltreise. Die Fremdenführerin, Reiseleiterin, Kräuterpädagogin und Expertin für Waldbaden studierte Kunstgeschichte und Religionspädagogik, führt durch die Kurstadt, die Gärten von Trauttmansdorff und zu etlichen Highlights rund um Meran. Für sie ist ihre Arbeit ein immerwährendes Abenteuer.
Wie kamen Sie zur Tätigkeit als Stadt- und Gartenführerin?

Meine Tätigkeit ist für mich eher eine Berufung. Ich bin mit Gästen aufgewachsen und habe den Umgang mit Menschen lieben gelernt. Mit Menschen ins Gespräch zu kommen und mein Wissen weiterzugeben, das mochte ich immer schon. Es ist purer Spaß und Freude.


Welche Führungen bieten Sie an?

Ich mache alle Führungen der Kurverwaltung Meran, sowie die Dorfführungen in Partschins und auch dort spezielle Wanderungen. In die Gärten von Schloss Trauttmansdorff bin ich bei allen Führungen dabei, also Schüler- und Fachgruppen, alle Gästeführungen. Ich freue mich auch, wenn ich Spezialführungen für bestimmte Anlässe machen kann.


Was fasziniert Sie an dieser Tätigkeit als Fremdenführerin?

Den Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen. Ich habe das Glück, in meiner Arbeit auf die Erfahrungen und das Wissen von Menschen aus verschiedenen Kulturen aus aller Welt zugreifen zu können. Jede Führung ist anders und diese Vielfalt gefällt mir – es wird nie langweilig.
Stellen Sie sich bei den Stadtführungen vor, Sie hätten Meran in einer anderen Epoche erlebt?

Natürlich! Ich versuche auch die Menschen mit meinen Geschichten in die jeweilige Zeit reisen zu lassen. So werden Gebäude und Orte verständlich und schlüssig. Bestimmte Entwicklungen und Ereignisse, die das Heute beeinflussen, können dann logisch nachvollzogen werden. So wird Geschichte greifbar und weckt das Interesse.


Welche wäre da für Sie die reizvollste?

Jede Epoche hat ihren Reiz. Sei es die Entstehungszeit, die Zeit als mächtige Hauptstadt der Grafen von Tirol, die Zeit der Händler und Bürger oder die Entwicklung hin zur weltberühmten Kurstadt und dem spannenden Heute. Ich liebe sie alle, die mächtigen, die berühmten und die verschlafenen Epochen Merans. In allen finde ich Erzählungen und Geschichten zum Schmunzeln.


Die besten Plätze im Winter in Meran?

Auf den sonnigen Promenaden bei einem Kaffee, beim Spaziergang um und in Meran, beim Stöbern in den Geschäften, beim Ausklingen lassen des Tages in guter Gesellschaft. Heimat eben – mit einem Schuss Dolce Vita.


Wo duftet es im Frühling am Schönsten?

Im Januar in der Gilfpromenade, wo Calycanthus und Zaubernuss ihren intensiven Duft verströmen. Am Tappeinerweg blüht im späten Winter der Winterjasmin in intensivem Gelb. Überhaupt, der Frühling: Da gibt es auf den Promenaden ein Fest der Düfte und Farben.


Bei 40 Grad, wohin fliehen Sie?

Im Juni ist es ein Genuss, entlang einer der längsten Lindenalleen Europas zu schlendern und den süßen Duft der Lindenblüten zu genießen. Erfrischung gibt es auch kulinarisch: In Meran haben wir hervorragende Eismacher. Die Eisproduktion ist in Italien ein Handwerk mit viel Tradition und Ansehen; in einigen Eisläden kann man dem Eismacher bei der Produktion zuschauen.
Kurioses aus der Meraner Geschichte, das Sie immer wieder fasziniert?

Die Geschichte des Henkers und der Freudenmädchen. Im Mittelalter waren auch die Randgruppen trotz ihrer Stigmatisierung im sozialen Gefüge der Gesellschaft eingebettet und versorgt. Heute haben wir Randgruppen, die keinen gesetzlichen oder gesellschaftlichen Schutz genießen. Wissen Sie, wo sich das Schlüsselloch befindet? Kommen Sie mit mir und ich werde Ihnen zeigen ...


Die schönsten Führungen sind die, die ...

... bei denen sich die Gäste mit Fragen und Erfahrungen aus Ihrem Leben einbringen. Meist haben wir alle dabei viel zu lachen. Diese Führungen sind für mich ein Genuss – da stimmt die Chemie!


Ein Tipp für all jene, die das erste Mal die Kurstadt besuchen?

Eine Stadtführung bei mir oder meinen Kolleginnen und Kollegen!


Und all jene, die die Stadt bereits gut kennen?

Für diese Gäste haben wir uns die Themen-Führungen einfallen lassen. Hier machen wir auf weniger bekannte Ecken der Stadt aufmerksam und stellen Persönlichkeiten vor, die die Geschichte Merans mitgestaltet haben.
Was ist Ihrer Meinung nach völlig unterschätzt?

Die Parkanlagen etwas außerhalb des Zentrums, die ursprünglich einmal zu einem Rundgang durch die Gemeinden Meran Stadt, Gemeinde Obermais und Gemeinde Untermais führten. Heute sind diese Parkanlagen alle auf dem Gemeindegebiet Meran. Dieser Rundgang erweckt das mondäne 19. Jahrhundert zum Leben.


Ein Meraner Baum, an dem man nicht vorbeigehen sollte?

Der Mammutbaum im Park des ehemaligen Hotels Seisenegg. Er ist der älteste dokumentierte Mammutbaum der Stadt. Wenn man die Gartenstrasse hinter der Wandelhalle entlangläuft, kann man durch eine vergitterte Tür den mächtigen Stamm des Baumes sehen. Es braucht eine ganze Schulklasse, um diesen Baumstamm mit ausgestreckten Armen zu umspannen!


Juni 2024