Aufgrund der
wenigen und unregelmäßigen Niederschläge im
Vinschgau und im
Meraner Raum, legten Bauern hier schon ab dem 13. Jahrhundert kilometerlange
Waale an, welche der
Bewässerung dienten. Rund um Naturns, einer der niederschlagärmsten Gegenden der Alpen, entwickelte sich so ein enges Netz an Waalwegen. Der Name Waal kommt vermutlich vom lateinischen „aqualis“ = Wasserlauf. Das Wasser wird aus Bächen höher gelegener Täler abgeleitet. Der gleichmäßige Fluss des Wassers im Waal wird mancherorts noch mit einer Waalschelle kontrolliert. Dreht sich das Wasserrad, welches einen Hammer auf eine Schelle schlägt, nicht mehr, ist der Waal irgendwo durch eine Mure oder Steinschlag unterbrochen.
Im
Frühjahr wird das Wasser in den Waal geleitet und steht den Vinschgauer Bauern je nach Witterung
bis Ende September/Anfang Oktober zur Verfügung. Zur Instandhaltung und Pflege eines Waals an den steilen Vinschgauer Talwänden wurde ein meist schmaler Steg errichtet, der sogenannte “Waalweg”. Ursprünglich diente der Weg am Wasser nur dem „Waaler“, der für die Wartung des Waales sorgt und die genau eingeteilten „Roaden“ überwacht. Diese „Roaden“ sind Wasserstunden, die den Bauern das Recht geben, eine bestimmte Wassermenge für eine festgelegte Zeit aus dem Waal zu entnehmen. Ein eigens zuständiger
Waaler sorgt bis heute für die Funktionstüchtigkeit und gerechte Verteilung des kostbaren Nass. Heute sind diese
wunderschönen alten Wege ohne allzu große Steigungen zu beliebten Wanderwegen geworden. Auf diesen ebenen, lärm- und staubfreien Wegen kann man dem Rauschen und Plätschern des Wassers folgen und gewinnt dabei stets neue Eindrücke.
Waalwege im Vinschgau und rund um Naturns
Rund um Naturns und im gesamten Vinschgau finden sich
einige der schönsten Waalwege Südtirols. Etwa der
Stabener Waalweg und der
Tscharser Waalweg, die eine lohnende Waal Rundwanderung ermöglichen, mit der sich auch ein Abstecher hinauf zu
Reinhold Messners Mountain Museum Schloss Juval verbinden lässt, dessen Inneres im Frühjahr und Herbst im Rahmen regelmäßiger Führungen besichtigt werden kann. Beeindruckend ist auch der über 8 km lange
Latschander Waalweg, der von Latsch bis nach Galsaun führt und von dort auf dem Tscharser Waalweg bis zum Schloss Juval fortgesetzt werden kann.
In der näheren Umgebung liegen auch der
Partschinser, Rablander, Algunder und der Marlinger Waalweg, die zu den schönsten Spazierwegen Südtirols zählen. Unterwegs eröffnen sich grandiose Ausblicke auf das Meraner Talbecken und das Etschtal mit seinen weiten Obst- und Weinbauflächen. Auch die anderen Waalwege im Vinschgau sind von Naturns aus bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Wegen des milden Klimas sind die Waalwege zumeist das ganze Jahr über begehbar. Jeder dieser Wege hat seine Eigenheit und entlang der einzelnen Waalwege wird dieses Kulturgut in all seinen Facetten erlebbar. Auf den Wegen begegnet man Waalerhütten und Waalerschellen aber auch Burgen, Schlössern und Kirchen, die Einblicke in die Kultur der Region bieten. Traditionelle Buschenschänke laden zur Einkehr ein.
Meraner Waalrunde
Die Meraner Waalrunde umrundet auf einer Strecke von ca. 80 km das gesamte Meraner Becken. Der Weg verbindet elf Waalwege, darunter auch den Wallburgweg in Naturns. Schöne Fußwege oder Themenwege, führen den Wanderer von einem zum nächsten Waalweg. Die Strecke ist mit der Bezeichnung „Meraner Waalrunde“ beschildert und kann in mehreren Tagesetappen erwandert werden. Genauso kann aber auch nur ein Teil der Strecke als Tagestour erlebt werden.