Mein Blick schweift den Felsen entlang in den Abgrund. In den Ohren ein lautes Rauschen, ja schon fast ein Donnern. So stehe ich da, an der Aussichtskanzel des Partschinser Wasserfalls und freue mich wie ein kleines Kind auf ein neues Erlebnis. Denn wir werden uns nun direkt neben dem Wasserfall abseilen. Michl, unser Bergführer, hat uns bereits alles genauestens erklärt und gezeigt. Nach den Übungen am kleinen Felsen, klettern wir jetzt über die Abgrenzung direkt über dem Abgrund. Für einen weiteren Teilnehmer wird dies zu seiner größten Mutprobe. Für mich, den kleinen Adrenalin-Junkie, ist es ein angenehmes Bauchkribbeln. In vier Seillängen schweben wir einzeln dem Fels entlang, ganz eigenständig und im persönlichen Rhythmus. Dabei genieße ich jede Sekunde im Seil – das Gefühl der Sicherheit in doch so schwindelerregender Höhe. Doch am beeindruckendsten ist für mich die Nähe zur Natur: Die Füße fest gegen den rauen Felsen gestemmt, im Gesicht der leichte Sprühnebel des Wasserfalls, der zum Greifen nah ist und in der Nase der warme Geruch sonnengeküsster Kräuter, die sich hier zwischen den Felsen räkeln. Zu all dem gesinnt sich das Bewusstsein, dass kein Mensch der Welt im Moment dieselbe atemberaubende Aussicht hat, wie ich. Keiner sonst hat gerade diesen Blickwinkel zum Wasserfall; keiner sonst ist in dem Moment diesem Naturschauspiel so nah.