Security der Südtiroler Weinberge: der Saltner
Bis ca. 1960 war der „Saltner“ im Burggrafenamt, Überetsch und Südtiroler Unterland dafür zuständig, die Weinreben der Bauern zu bewachen. Vorstellen kannst du dir den „Saltner“ quasi wie eine lebende Vogelscheuche. Er war eine merkwürdige Erscheinung und wurde als „Monstermann im Weinberg“ gefürchtet.

Vorstellungsgespräch bei den „Hutbauern“
Die „Saltner“ bewachten Tag und Nacht die Weinberge mehrerer Bauernhöfe. Ein solcher Bezirk wurde „die Hut“ genannt und jeder Hof besaß ein Stück der Saltnerausrüstung. Es war eine große Ehre, wenn ein Bursch für die „Hutbauern“ als „Saltner“ infrage kam. Denn nur junge, ledige und große Burschen wurden dazu auserwählt.

Zur Einstellung als „Saltner“ besuchte der auserwählte Bursch den „Gretlbauer“. Der „Gretlbauer“ wohnte im Haupthaus der „Hut“ und war dafür zuständig, die erste Ausrüstung zu überreichen: die „Rungel“. Die „Rungel“ war ein schweres, vierzig Zentimeter langes Messer. Das Messer war versehen mit allerlei Zeichen, z.B. Mond und Sterne oder ein Drudenkreuz, das gegen Nachtgeiser (Druden) schützen sollte.

Bevor das Messer jedoch übergeben wurde, holte der „Gretlbauer“ einen Krug Rotwein und trank davon. Dem zukünftigen „Saltner“ wurde anschließend der Krug zum Trinken überreicht. Weiter ging’s zu den übrigen „Hutbauern“, um die restlichen Stücke der Ausrüstung zu sammeln (und jeweils einen Krug Wein zu trinken). Wahrscheinlich hatte der Bursche am Ende an die fünf Liter Rotwein intus.

Dresscode eines waschechten „Saltners“
Das Aussehen der „Saltner“ könnte man heute durchaus als originell und extravagant bezeichnen.

Hut: Den Hut besteckte man über und über mit Pfauen-, Hahnen- und Nachteulenfedern. Die Federn vom schwarzen Haushahn sollten sogar Hexen vor Anschlägen abschrecken. Vorne am Hut befestigte man zwei Eichhörnchen-Felle als Symbol der Beweglichkeit. Links und rechts vom Hut baumelten Fuchsschwänze, die die Schlauheit symbolisierten.

Gwond: Der „Saltner“ trug eine rote Weste und ein Lederkoller (Gilet), kurze lederne Hosen und weiße Strümpfe. Um den Bauch band er einen breiten Lendengurt, die „Blind“.

Schmuck: An der Brust des „Saltners“ hingen Ketten aus Tierzähnen (Eberzähne, die als Pfeife für Warnsignale dienten) und Gehänge aus geweihten Münzen und Kreuzen.

Waffen: ausgestattet mit „Rungel“ (Messer), Hellebarde (Stichwaffe) und Pistole (nur für Schreck- oder Warnschüsse) ist verständlich, dass der „Saltner“ gefürchtet wurde.

Money, money, money
Der Dienst wurde an Jakobi (25. Juli) oder Lorenzi (10. August) angetreten. Verköstigt wurden die „Saltner“ auf den Bauernhöfen, deren Weingärten sie überwachten. Manchmal durften die „Saltner“ sogar im Bauernhaus schlafen. In einigen Bezirken wurden jedoch eigene „Saltnerhütten“ errichtet, worin sie schlafen konnten. An Martini (11. November) wurden sie für ihre intensive Arbeit im Sommer entlohnt. Man erzählt sich, dass das „Huatgeld“ ungefähr dem Jahreseinkommen eines Großknechtes am Bauernhof entsprach…
Anna Götsch | 10.11.2021
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