Schon die alten Griechen und Römer fuhren im Sommer aufs Land, um ihre Güter zu bewirtschaften. Der Brauch, die Schwüle der Stadt gegen erfrischendes Leben am Land einzutauschen, entwickelte sich im Lauf der Zeit von der wirtschaftlichen Notwendigkeit des Adels zur Ferientradition der bürgerlichen Gesellschaft.

Der Begriff „Sommerfrische“ ist tatsächlich eine Südtiroler Wortschöpfung: Schon früh wusste man die unterschiedlichen Höhenlagen der Region zu schätzen. Natur und Kultur gehen im Burggrafenamt Hand in Hand, wollen entdeckt werden. In diesem angenehmen Klima ist es nicht verwunderlich, dass sich das Leben zu großen Teilen im Freien abspielt. Ist es besonders heiß, machen wir es unseren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern gleich und wandern in die Höhe. Auf die Alm mit uns, zu den Kräutern, Blumen und Weidetieren.
Angenehm frisch ist die Luft.
Zunächst bleiben wir im Tal, auf 250 m Meereshöhe, um uns später, ganz sanft bis auf 1.900 m Meereshöhe zu begeben. Lana ist mit seinem regen Dorfleben beliebter Ausgangspunkt für Ausflüge aller Art. Durch Weinberge, Apfelwiesen und Kastanienhaine, vorbei an Kirchen, Klöstern und Schlössern führen Spaziergänge und gern auch längere Touren. Waalwege, ursprünglich von Bauern angelegte Bewässerungskanäle, winden sich durch Wald und Wiesen und bieten nicht nur Kindern eine willkommene Abwechslung beim Um-die-Wette-Laufen mit dem Wasser und Bestaunen des Wasserfalles am Ende des Brandis-Waalweges. Der Marlinger Waalweg von Oberlana nach Töll ist mit zwölf Kilometern übrigens der längste in Südtirol.

Schattenspendende Abkühlung verspricht der Weg in die Gaulschlucht am Eingang zum Ultental. Baden darf man in der Gaulschlucht nicht,
das Wasser ist eisig und die Strömung viel zu stark. Für einen Sprung in natürlich erfrischendes Nass empfiehlt sich das nicht weit entfernte
Naturbad in Gargazon. Auch in Lana gibt es ein großzügiges Freibad. Die Liegewiese gleicht an manchen Sommertagen einem Flickenteppich, Eis tropft über Kinderbäuche und im Beachvolleyballfeld tauchen die Spieler in Richtung Ball. Es wird nach Leibeskräften geplantscht, gerutscht und gespritzt. Nicht jeder ist für die hohen Temperaturen gemacht. Schön, wenn da noch irgendwo Luft nach oben ist: Zum Durchatmen zieht es uns in höhere Lagen.
Wasserfälle
Eindrucksvolle Naturschauspiele und der größte Wasserfall Südtirols
Aussicht gefällig? Nach einer gemütlichen Wanderung blicken wir vom mystischen St.-HippolytKirchlein auf 758 m Höhe zwischen den Dörfern Völlan und Tisens über das Tal auf Gipfel und Gebirgszüge in der Ferne. Völlan ist als beliebter Kurort bekannt: Sulfat- und mineralhaltige Naturquellen im Völlaner Badl helfen bei Hautproblemen und Gelenksbeschwerden. Im kleinen Dorf und Luftkurort beleben wir nicht nur unsere Lungen, sondern auch Seele und Geist.

Das Vigiljoch, der Hausberg von Lana, war schon früh ein Ort für Stadtflüchtige und Sommerfrischler. Geduckt unter Nadelbäumen schmiegen sich hölzerne Ferienhäuser in den Hang und erzählen von einer anderen Zeit, als man noch mit Holzskiern die buckeligen Lärchenwiesen nach unten sauste und im Sommer zusammenkam, um nach Holz- und Wiesenarbeit gemeinsam zu wandern, zu entspannen und zu feiern.
Wo die schönsten Kindheitserinnerungen sind, da ist auch irgendwo das Herz. Nostalgie fällt hier oben nicht schwer, sie trieft aus Preiselbeerfeldern, Almwiesen und Nadelduft. Das Vigiljoch ist autofrei, von Lana aus erreicht man per Seilbahn in acht Minuten die Bergstation auf 1.486 Metern. Wer sich noch weiter nach oben tragen lassen will, nimmt den gemächlichen Sessellift, es eilt nicht, das versteht man hier sehr schnell. Manche Wege am Vigiljoch sind kinderwagentauglich, andere führen als schmale Pfade durch den Wald. Unterwegs mit Kindern begrüßen wir die Möglichkeit, unsere Routen flexibel zu gestalten:
Immer wieder kreuzen sich Wege und eröffnen uns verschiedene Varianten, das Ziel zu erreichen. Das kann das Biotop „Schwarze Lacke“ sein, die historische St.-Vigilius-Kirche oder für geübte Wanderer der Gipfel der Naturnser Hochwart. Für die meisten Kinder sind am Vigiljoch die Kinderspielplätze und der Tierpark interessant. Mehrere Gasthäuser verwöhnen mit Südtiroler Spezialitäten und selbst die gehobene Gastronomie hat ihren Weg nach oben gefunden. Das Panorama in Richtung Dolomiten ist atemberaubend und beim Blick auf die gegenüberliegnde Seite fragen wir uns: Wie es dort wohl so ist?
Genau gegenüber liegen nämlich der Tschögglberg und das Knottnkino, auf einem Hochplateau zwischen Meran, Bozen und dem Sarntal. Von Burgstall aus fährt die Seilbahn nach Vöran, Sonnenfleck auf 1.204 Metern und Ausgangspunkt für Wanderungen auf die Vöraner Alm und das Vöraner Joch, nach Mölten und Hafling, zu den „Stoanernen Mandln“ und zum außergewöhnlichen Knottnkino, mit seinem Naturpanoramafilm der Superlative: Über 30 Kinosessel aus Kastanienholz, arrangiert auf dem Porphyr des Rotsteinkogels – ein Felsvorsprung der nach drei Seiten an nichts als Luft grenzt – laden zum Sitzen und Staunen ein. Wir blicken auf das gesamte Etschtal, den Penegal, die Dolomiten, das Weißhorn, das Ultental, die Texelgruppe, das Meraner Becken und das Passeiertal und es wird eines klar: Auch hier ist die Natur der Hauptdarsteller. Am Tschögglberg wandern wir vorbei an historischen Strohdächern, durch Almenlandschaft und Nadelwald und steigen über gebirgigen Vulkanit. Einkehrmöglichkeiten gibt es immer wieder und am Abend schweben wir mit der Seilbahn ins Tal.

Die Natur hat uns Appetit auf Köstlichkeiten aus Wald und Garten gemacht und wir freuen uns auf ein kuscheliges Bett. Denn ja, auch das gehört zum Erscheinungsbild des Sommerfrischlers. Wir nehmen uns die Zeit, im Wald nach Beeren zu suchen, und bringen stolz Steinpilze und Pfifferlinge nach Hause. Auch der Duft von köchelnder Marmelade in unsere Nase gehört zum Sommer und das Glück ist groß, wenn wir nach einem langen Tag im Freien die Füße hochlegen. Genuss hat viele Facetten: Manchmal sehen, manchmal gehen, manchmal riechen, manchmal schmecken, manchmal atmen wir ihn. Auf Sommerfrische lässt sich alles wunderbar vereinen. 
Versprochen.