Hüterinnen der Grünen Weisheit
Bei einer Kräuterrunde durch Lana und Umgebung trifft man nicht nur auf eine immense Pflanzenvielfalt, sondern auch auf die Hüterinnen dieser lokalen Kräuterkunde und dieses alten
Wissens. Auf dem Roachhof in Völlan lebt
Thea Holzner Frei, ehemalige Lehrerin, FNL-Kräuterexpertin, FNL-Kräuterexpertin für Kinder und Jugendliche, FNL-Knospenexpertin und Mitglied der Südtiroler Kräuterpädagogen (FNL steht für Freunde naturgemäßer Lebensweise). Bei einer Führung durch ihren Haus- und Kräutergarten sowie Kastanienhain können Interessierte verschiedene Kulturpflanzen und Heilkräuter, deren Verwendungsmöglichkeiten in der Küche und Einsatz in der Volksheilkunde kennenlernen. Im anschließenden Workshop besteht die Möglichkeit, einige Produkte, wie Kräuteraufstriche mit Quark oder Ricotta, Tinkturen, Salben und anderes mehr, selbst herzustellen und bei einer Jause Kräuterblütengetränke, selbstgebackenes Brot und Aufstriche zu verkosten. Zu Theas Lieblingskräutern zählt die Zitronenmelisse, die in vielen Gärten wächst, wild jedoch kaum vorkommt: Sie kann für Kräutertees oder Tinkturen, mit anderen Kräutern aufgemixt für grüne Sommergetränke sowie als Beigabe in Salaten oder Desserts verwendet werden.
In Pawigl pflanzt
Hildegard Winkler am Wieserhof in ihrem Kräutergarten viele Kräuter an. Der angrenzende Sinnesweg mit Blumen, Sträuchern, Kräutern, Wildkräutern, Kunstwerken
und Sitzbänken führt bis zum Waldesrand und lädt zum Riechen, Sehen, Spüren, Hinsetzen und Erleben ein. Zu ihren Lieblingen gehört jede Art von Salbei: gegen Müdigkeit und Erschöpfung, bei Halsschmerzen als Tee gegurgelt. Diese Pflanze enthält viele Gerbstoffe und ist deshalb auch ein gutes Mittel zum Räuchern und Klären von negativen Energien.
Im Rahmen des Frühlingsevents Lana blüht lädt
Anni Pircher zu Wildkräuterwanderungen ein, die der Chefkoch Christian Pircher in seinem Restaurant Kirchsteiger mit feinen Kräuter- und Blütengerichten abrundet.
Nachhaltig und achtsam Sammeln
In einigen Sprachen bedeutet der Begriff Pflanze übersetzt „diejenigen, die sich um uns kümmern“. Auch wir sollten uns um diese grünen Verbündeten kümmern. Hier einige Tipps für achtsames und nachhaltiges Suchen und Sammeln:
1. Nur das mitnehmen, was man wirklich braucht: Geringe Mengen sammeln, auch den Tieren und anderen Sammelnden etwas übriglassen.
2. Unkraut essen: Reichlich vorhandene oder invasive Pflanzen zu pflücken ist sowohl für die Natur als auch für den Erhalt der Biodiversität von Vorteil.
3. Gesetze und Vorschriften beachten: Niemals in Schutzgebieten oder ohne Erlaubnis auf Privatgrundstücken sammeln.
4. Darauf achten, wo gesammelt wird: Das Sammeln im urbanen Raum ist mittlerweile beliebt, dabei ist aber einiges zu beachten, wie etwa Orte zu meiden, wo intensive Landwirtschaft betrieben wird oder Schadstoffe den Boden belasten, wie beispielsweise in der Nähe von Hundeauslaufplätzen.
Alle in dieser Reportage erwähnten Pflanzen wachsen reichlich und sind gut erforscht. Es empfiehlt sich jedoch immer ärztlichen Rat einzuholen, bevor Pflanzen medizinisch verwendet
werden, und besonders in der Schwangerschaft auf angemessenes Anwenden zu achten. Und immer gilt: Nur Bekanntes sammeln!