Nischlhof - Der Apfel, neu interpretiert

Nischlhof - Der Apfel, neu interpretiert

Die Einfahrt zum Nischlhof selbst wird – ich hätte es mir nicht anders erwartet – von Apfelbäumen gesäumt, dabei bin ich schon seit der Abzweigung von der Vinschgauer Straße ins Schnalstal keinem Obstbaum mehr begegnet.

Wie einst Adam: Verführt von einer Idee
Der Apfel, neu interpretiert


Die Einfahrt zum Nischlhof selbst wird – ich hätte es mir nicht anders erwartet – von Apfelbäumen gesäumt, dabei bin ich schon seit der Abzweigung von der Vinschgauer Straße ins Schnalstal keinem Obstbaum mehr begegnet. „Wer hier Apfelbäume pflanzt, der muss schon Courage haben“, denke ich mir, als es mich beim Aussteigen aus dem Auto erstmal so richtig fröstelt. Das Klima im Schnalstal ist nun mal etwas rauer als draus‘ am Lande, wird das Tal doch zu allen Seiten hin von hohen Bergen und im Talschluss vom Gletscher abgegrenzt. Doch auch das neu gebaute Wohnhaus „Nischlhof“ zeugt auf Anhieb von Courage, vom Mut zur Individualität. Ausdrucksstark anders – das Gebäude bringt einen ordentlichen Touch moderne Architektur in Schnalstals ansonsten so urtypisches Dörfchen Katharinaberg.

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Natürlich unkonventionell

Walter Nischlers herzliche Art wirkt absolut natürlich, das „Willkommen!“ meint er auch so. Er führt mich, die heute mehr über seine Vision, sein Projekt und vor allem seine Äpfel und seinen „Schnalstaler Apfelsaft“ erfahren möchte, direkt an den Ort des Geschehens: in den Lagerraum und die Saftproduktionshalle im Parterre des Nischlhofs. Es wirkt alles hell und neu. Und das ist es auch! Erst vor etwas über einem Jahr hat Walter beschlossen, sich all die Maschinen, die er zur Apfelsaftproduktion benötigt, anzuschaffen – und hat dafür ein „hübsches Sümmchen“ investiert. Aber da könne er eben nicht anders. „Ganz oder gar nicht“, lautet sein Lebensmotto. Und in punkto Apfelanbau habe er sich längst schon für ein „Ganz“ entschieden. Wenn auch für „ganz unkonventionell“.

Der Apfel fällt nicht weit …

„Ich habe die landwirtschaftliche Oberschule in Auer besucht und dort meine Begeisterung für den Obstanbau schnell entdeckt. Mein Heimathof lag jedoch auf über 1.500 Metern Höhe – keine gute Voraussetzung fürs Obst – egal welcher Art.“ Die Liebe war’s, die ihn dann 500 Meter tiefer geführt hat, an einen Hof nahe der Talstraße. Dort hat Walter Nischler im Jahr 2007 die ersten Apfelbäume gepflanzt. „Wenn die Voraussetzungen auch in dieser Lage noch herausfordernd waren – ich wollte das unbedingt ausprobieren.“

Mit einem halben Hektar Grund begann Walter seine Apfelwirtschaft. Heute gedeiht sein Obst auf einer Fläche von über einem Hektar. Sein Antrieb: Eine neue Herangehensweise an die in Südtirol so stark verwurzelte Apfelanbau-Tradition zu wagen. Walter wusste, dass es damit notwendig sein würde, eigene, neue Verfahren, Ideen und Strategien im Apfelanbau zu entwickeln und – allem voran - besondere Sorten zu pflanzen. So wollte er beweisen: Individualität im Apfelanbau ist möglich.

Bio beginnt im Herzen

„Ich habe nie intensiv Düngung oder Pflanzenschutz betrieben – mir ist es ein Anliegen, auszuprobieren, was auf natürlichem Wege erreicht werden kann. Zwar arbeite ich noch nicht rein biologisch, gemäß aller Kriterien und mit Bio-Gütesiegel, aber bis dorthin dürfte es kein allzu weiter Weg mehr sein.“ Das Thema „konventioneller oder biologischer Anbau“ werde seines Erachtens derzeit jedoch etwas zu hitzig debattiert. „Bio-Anbau bzw. natürliche Landwirtschaft beginnen im Herzen. Die eigene Landwirtschafsweise nur aus Marketing-Gründen auf Bio umzusatteln, ist meiner Meinung nach der falsche Weg.

„Bio beginnt im Herzen und sollte sich nicht nach einem Kriterienkatalog richten, vielmehr nach eigenem Wissenseifer, nach Eigeninitiative, nach gesammelter Erfahrung und Überzeugung.“

Walter verzichtet seit sechs Jahren auf Herbizide und pflegt die Gras-Streifen unter den Bäumen stattdessen mit einem Fadenmäher, obwohl die sogenannten Beikräuter, die zwischen den Obstbäumen gedeihen, einem Maximalertrag der Obstbäume im Wege stehen: „Es geht mir nicht darum, bis auf den letzten Zweig Menge und Marge herauszuschlagen. Mir ist nachhaltige Landwirtschaft viel wichtiger.“

Alles in der Natur hat seine Berechtigung

Mit Juni und mit der ersten Heuernte, kommen auch die Gartenlaubkäfer ins Land, erzählt Walter. „Diese Käfer fressen die Blätter und die noch jungen Äpfelchen an, so dass kleine, Verletzungen entstehen.“ Es gäbe schon Mittel, die man gegen diese Insekten spritzen könne, aber für Walter ist das keine Option. Er hat stattdessen nach Alternativen gesucht und ist auf Duftkapseln gestoßen, die einfliegende, männliche Insekten verwirren und so die Populationsdichte niedrig halten. Diese Methode bedeutet zwar einen Mehraufwand an Arbeitseinsatz und auch finanziell, dafür könne Walter aber auf Chemie verzichten. Walter lächelt und erzählt auch von den Siebenschläfern, die im Herbst so manchen Apfelbaum für sich einzunehmen versuchen. Auch damit kann Walter gut leben „denn, wenn ein paar Äpfel angefressen werden, ist das kein großes Problem. Der Mensch soll und muss nicht alles haben, etwas soll der Natur bleiben“.

Der volle Geschmack in einer Flasche

So manche kleine Wunde an den Früchten könne Walter auch deshalb besser verkraften, da er sich ja auf die Produktion von Apfelsaft konzentriere. Würde er die gesamte Ernte in die Genossenschaft bringen, wären kleine braune Fleckchen auf den Äpfeln ein gravierender Makel und würden den Wert der Früchte schnell mal halbieren. Walter habe der Gedanke immer gestört, die Natur anhand künstlicher Maßnahmen perfektionieren zu wollen. Dass ein Apfel kein Pünktchen aufweisen darf, damit er attraktiv ist – obwohl er sehr natürlich auch mit braunem Pünktchen hervorragend schmeckt – sei absurd. „Bei der Saftverarbeitung gibt es kein ‚zu klein‘ oder ‚zu groß‘ – beim Apfelsaft Pressen dreht sich alles um den Geschmack. Und diesen kann ich dank größter Sorgfalt im Anbau, bei der Ernte, bei der Auslese und der Produktionsweise auf jeden Fall garantieren.“

Apfel gut, alles gut

Und nun darf ich endlich vom Schnalstaler Apfelsaft Marke „Nischlhof“ kosten. Ich nehme einen Schluck: Eine weiche Süße überrascht mich, birnengleich samtig, dann fruchtig. Im Abgang ist der Saft leicht säuerlich, spritzig, erfrischend. Dieser Apfelsaft ist so nuancenreich, wie die Natur selbst! „Kein Wunder“, denk ich mir, „da ist ja auch nichts Anderes drin.“

„Na, sag‘ grad‘ heraus - wie schmeckt der dir?“ Walter sieht mich voller Erwartung an. „Nach ganz oder gar nicht!“ antworte ich.

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