Farbenglück
Verwegen recken sich Gräser, Blumen, Büsche und Stauden der zunehmenden Kraft der Sonne entgegen, wenn in den ersten wärmeren Monaten die winterliche Kälte weicht. Es ist wohl eine der faszinierendsten Frühlingserwartungen, wenn Felder, Wiesen und Wälder zu neuem Leben erwachen und dem Frost die Stirn bieten. Einige blühende Exemplare kündigen sich leise an, strecken die Fühler aus, tasten sich voran, einige erkunden die Lage, wagen zaghaft den ersten Vorstoß, bis es schließlich so scheint, als würden Wiesen und Weiden nahezu explodieren. Der Phantasie der trickreichen Natur sind keine Grenzen gesetzt und sie bringt im Frühjahr und Sommer die artenreichsten und buntesten Blüten hervor: Misteln wachsen als immergrüne Gesträuche parasitierend auf anderen Gehölzen 
und blühen von Mitte Januar bis Anfang April recht unscheinbar. Sternförmig sind die Blüten der Silberdisteln, sie gedeihen auf steinigen Hängen oder Magerwiesen und auch im Garten. 
Erste Frühlingstage
Als wollten sie nichts versäumen, sind eindeutig die Krokusse die ersten, die dem langsam schmelzenden Schnee trotzen und ihre weiß-violetten Blüten aus feuchten Wiesen und 
Gräben recken. Langsam, aber sicher können sie ungestört die Sonne genießen und Tag für Tag, Woche um Woche folgen weitere Blumen. Sie sind in den verschiedensten Lebensbereichen zuhause: Manche, wie die großblütige, majestätische Königskerze oder der wilde, intensiv duftende Thymian, gedeihen prächtig in der prallen Sonne auf steinigem Untergrund, andere mögen es lieber schattiger und geschützter in Waldnähe, wie das Kleine Immergrün, Leberblümchen oder Maiglöckchen, und wieder andere können nicht ohne Wasserläufe und wachsen in der Nähe von Mooren und Sümpfen, wie Gänseblümchen, Bärlauch, Veilchen und Dotterblume. Entsprechend können etliche auch in die Garten- oder Parkgestaltung aufgenommen werden. 

Vom Wind umspielt
Wer aufmerksam durch die Landschaft wandert, bemerkt auch, wie sich zart, aber entschlossen Märzenbecher durch die Schneedecke schieben, bis sie einige wenige Zentimeter aus der Erde ragen. Auf den naturbelassenen Wiesen am Vigiljoch kann man sie zusammen mit den Krokussen bei einem Spaziergang sehr schön beim Austreiben beobachten. Nicht nur am Boden erwacht die Natur, auch Sträucher und Bäume tragen duftenden Blütenschmuck: Die Wildkirsche mit ihren weißen, zart duftenden Blüten gedeiht in lichten Mischwäldern. Ihre kleinen, eher bitteren roten Früchte fressen vor allem Vögel gern. Bei einem Ausflug zu den blühenden Kastanienhainen in Völlan kann man auf dem Kastanienerlebnisweg auch allerhand über diese stachelige Frucht erfahren. Ebenfalls zu den 
ersten Boten des Frühlings ab Mitte März gehört die unter Naturschutz stehende Salweide, auch bekannt als Palmkätzchen, weil ihre Blüten zuerst als flauschige, silbrig-glänzende Kätzchen erscheinen, die männlichen dann gelb und die weiblichen grün blühen. Im April zeigt die Erle auffällig herunterhängende Blütenkätzchen und im Mai trägt der Feldahorn aufrechte, traubige Blütenstände. Etwas später, im Juni, entfaltet die Linde, die über 30 Meter hoch werden kann, ihre zarten, leicht süßlich duftenden Blütenbüschel, die Hummeln und Bienen anlocken und gern auch als Tee verwendet werden. In Lana steht sie, weil sie tiefgründige humose Böden und warme Mischwälder liebt. Im selben Monat blüht auch die Rebe, eine für diese Gegend wichtige landwirtschaftliche Kulturpflanze. Diese Blüten 
sind eher unscheinbar und unspektakulär, legen aber einen zarten, leicht süßlichen Duft über die Weinberge. 
Symphonie in Weiß-Rosa
Natürlich fällt in Lana und Umgebung eine Blüte ganz besonders ins Auge: die Apfelblüte. Wann genau die ersten Knospen platzen, hängt vom Klima der vorangehenden Monate ab. Ist der Winter mild und feucht, beginnt die Apfelblüte früh, ist er hingegen kalt und trocken, findet sie später statt. Wenn es dann endlich soweit ist, verwandelt sich das Etschtal in ein Meer aus Düften und Farben, das vor allem Bienen anlockt, die sich mit ihren Saugrüsseln Nektar aus den Blüten holen und „im Gegenzug“ bestäuben. Dieses einmalige Naturereignis ist Anlass für eine Reihe von Veranstaltungen. „Lana blüht“ widmet Blüten, Blumen und Wildkräutern einen ganzen Monat lang ein Fest. Für die Gegend um Lana ist eine weitere, äußerst kuriose Blüte markant: Da die Apfelblüten sehr kälteempfindlich sind, müssen sie nachts vor niedrigen Temperaturen geschützt werden. Die sogenannte Frostschutzberegnung besprenkelt die Blüten mit Wasser, beim Gefrieren der feinen Tröpfchen wird Kristallisationswärme freigesetzt, sodass die Blüten und Blätter nicht erfrieren. So strahlen und glitzern nach eisigen Frostnächten Millionen Eisblüten in der Sonne.

Die große Pracht
Laut Kalender beginnt am 21. März der Frühling, Tag und Nacht sind gleich lang und ungefähr zu dieser Zeit kann mit dem Zigoristechen begonnen werden: Aus den jungen Blättern des Löwenzahns, der in wenigen Wochen bis in den Oktober hinein leuchtend gelb, besonders auf Wiesen, Weiden und am Wegesrand erblühen wird, kann ein äußerst typischer und schmackhafter Salat zubereitet werden. Im Februar ebenfalls gelb erblüht der Huflattich. Monat für Monat gesellen sich Margerite, Glockenblume, Vergissmeinnicht und Hahnenfuß, Himmelschlüssel, Nelke und Wiesensalbei, Rossminze, Frauenmantel und Sauerampfer dazu. Besonders die wohlschmeckenden ihrer Art sind auch in der Küche besonders beliebt. Aus Brennnessel, Giersch oder Gundermann lässt sich nicht nur ein wohlriechendes Kräutersträußchen binden, sondern auch wahre Delikatessen zubereiten, welche die Restaurants in Lana und Umgebung in dieser Zeit gern anbieten. Die wohltuende Wirkung der Pflanzen und ihre Verwendung geben gern Kräuterpädagoginnen weiter und zeigen auch auf, wie diese wertvollen Bausteine für eine gesunde Ernährung in der eigenen Küche eingesetzt werden können. Wenn die letzten Blütenblätter gefallen sind und die Bestäubung erfolgt ist, wissen wir, dass uns nächstes Jahr gewiss ein ähnlich beeindruckendes Schauspiel erwarten wird. Und nun bricht die 
Zeit der leuchtend prallen Früchte an. 
 
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