Wer seinen Herbsturlaub in Südtirol verbringt, für den ist Törggelen ein Muss. Der beliebte Brauch gehört genau so dazu wie der Schnittlauch in die Speckknödel. Von Anfang Oktober bis Mitte November tischen die Buschenschänke und urigen Lokale Südtirols Traditionsgerichte auf: Gerstensuppe, Schlutzkrapfen, Speck, Kaminwurzen, Käse und Bauernbrot oder Schlachtplatte mit Hauswurst, „Rippelen“, „Surfleisch“, „G’selchtes“ und Sauerkraut. Alles hausgemacht natürlich. Zum Nachtisch gibt’s dann süße Krapfen und „Keschtn” – gebratene Kastanien. Dazu trinken die Gäste süßen, noch nicht vergorenen Traubensaft („Sußer“) und später jungen Wein („Nuier“).
Das Törggelen blickt auf eine lange Tradition zurück. Schon früher trafen sich nach dem Weinpressen im Herbst die Bauern und Weinhändler, um den neuen Wein und den Sußer zu verkosten. Auch der Begriff kommt aus dieser Zeit. Nein, „Törggelen“ leitet sich nicht von „torkeln nach zu viel Weingenuss“ ab, wie so mancher vermuten könnte, sondern vom lateinischen Wort „torquere”, was so viel bedeutet wie “Wein pressen”.
Mittlerweile ist der alte Brauch ein fixer Bestandteil der Südtiroler Kultur. Und längst ist es nicht mehr nur das gute Essen und Trinken, das die Abende so beliebt macht. Es ist das ganze Drumherum. Das gemütliche Zusammensitzen mit Freunden, das gemeinsame Lachen, Feiern, Musizieren und Genießen.