Ohne Titel
Tony Cragg. Hommage an Silvius Magnago, 2016
Tony Cragg (Liverpool, 1949) zählt zu den international renommiertesten Bildhauern (Turner Prize 1988, Biennale von Venedig 1986 und 1988, documenta in Kassel 1982 und 1987). Seine ersten Werke realisierte er in den 1970er Jahren aus Teilen von „objets trouvés“ – meist Schrott oder urbaner Müll –, die er zu geometrisch oder farblich geordneten Figuren zusammenfügte. 1977 ließ sich Cragg in Wuppertal nieder, wo er heute noch lebt und 2008 den Skulpturenpark Waldfrieden ins Leben rief, ein Ausstellungszentrum für zeitgenössische Plastik. Ab den 1980er Jahren und besonders in den 1990er Jahren erweiterte er die Palette der verwendeten Materialien und vertiefte, durch einen immer stärker gegliederten und komplexeren Aufbau, die Erkundung seiner frühen Arbeiten, die er mit wissenschaftlichen Methoden und insbesondere in Auseinandersetzung mit organischen Formen betreibt. Denn für Cragg gleicht die Natur einem Speicher der Strukturen, aus dem er schöpfen kann, um Werke zu erschaffen, die sich durch eine immer größere Monumentalität auszeichnen.
Die Bronzeskulptur für die Freilichtgalerie in Meran spiegelt in ihrer komplexen Ausgewogenheit zwischen den ausgefüllten und den hohlen Partien, die dem Gebilde eine ungeheure Leichtigkeit verleihen, Craggs Interesse für die intrinsischen Eigenschaften der Materie, für Farbeffekte und für die vom Lichteinfall abhängige Wahrnehmung wider. Sie entstand als Hommage an den Politiker Silvius Magnago (Meran, 1914 – Bozen, 2010), der als Vorsitzender der Südtiroler Volkspartei (1957 bis 1991) und als Landeshauptmann der Autonomen Provinz Bozen (1960 bis 1989) entscheidend zur Erlangung der politischen Autonomie Südtirols beitrug.