Hier irgendwo auf diesem Weg stand er und lauschte. Und atmete erst dann erleichtert auf, wenn er die Glocke schlagen hörte. Dann wusste er, es war alles in Ordnung.
Er, der Waaler. Doch was ist das? Ein Waaler ist dafür zuständig, den Waal am Waalweg zu pflegen. Ein Waal ist ein Bewässerungsgraben und die schmalen Wege dort entlang werden Waalwege genannt.
Waalwege gibt es schon seit dem 12. Jahrhundert. Sie sind auch in Südtirol eine Besonderheit, denn man findet sie nur rund um die Kurstadt Meran und im Vinschgau. Die Waale sind ein intelligentes Bewässerungssystem, denn sie leiten das Wasser aus den Bergen in die trockenen Gebiete und dienen damit der Bewässerung der Felder im Tal.
Heute sind die Waalwege vor allem äußerst beliebte Spazierwege, da sie nur wenig Höhenunterschied haben und eine wunderbare Sicht auf die umliegenden Dörfer und Berge bieten. Sie liegen in mittlerer Höhe und man kann dort fast das ganze Jahr spazieren gehen. Von April bis November wird in den Waalen noch immer Wasser befördert, nur in den kalten Monaten bleibt der Waal leer. Ein Ausflug auf den Marlinger Waalweg lohnt sich vor allem im Frühling, wenn die Kirschbäume und Apfelbäume pastellfarben blühen, oder im Herbst, wenn die Wälder und Weinberge goldgelb leuchten. Die gesamte Strecke dauert rund drei Stunden.
Doch zurück zum Waaler: Nach einem Unwetter befreit dieser den Waal von Geäst und Steinen. Er sorgt dafür, dass alle Schleusen offen sind, damit es zu keinen Überschwemmungen kommt. Noch heute gibt es am
Marlinger Waalweg die historische Waalerschelle, ein Wasserrad mit einem Hammer, das fortlaufend gegen eine Glocke schlägt. Und noch heute gibt es hier einen Waaler, der regelmäßig nach dem Rechten sieht.