Der gute Untersteller Geist
So genau weiß es keiner mehr, aber es wird wohl der Ururgroßvater des heutigen Bauern gewesen sein, mit dem die Geschichte begann.
Oben am Sonnenberg herrschte dazumal ein bitterer Winter. Die Sonne konnte dem Schnee nichts anhaben und alle Gewässer am Berg waren zu Eis
erstarrt. Man ging nur vor das Haus, wenn es unbedingt notwendig war, hinüber zum Stall, um das Vieh zu füttern und zu melken.
Eines Abends, als der Zenz, so hieß der Ururgroßvater, durch den Schnee hinüber in den Stall stapfte, hörte er aus dem Wald oberhalb des Hofes ein
leises Wehklagen. Fast ein wenig unheimlich hörte sich das Gejammer an. Der Zenz ging zurück ins Haus, holte die dicke Joppe, zündete eine Laterne
an und stapfte durch den tiefen Schnee hinauf in den Wald. Bald schon sah er im fahlen Schein der Laterne einen gut gekleideten Mann von stattlicher
Statur unter einem Baum im Schnee sitzen. Der Mann schien von Bauchschmerzen geplagt und er zitterte vor Kälte.
Zenz half ihm auf die Beine und
begleitete ihn hinunter in die warme Stube. „Ein Kräutertee aus Isländisch Moos, das wird helfen“, meinte die Bäuerin. Der Gast streckte sich auf der
Bank neben dem warmen Ofen aus, immer noch jammernd, als er aber das bittere Getränk zu schlürfen begann, schien es ihm sofort besser zu gehen.
Bald schon schlief der seltsame Geselle auf der Ofenbank ein und auch der Zenz und seine Familie begaben sich in ihre Kammern.
Am nächsten Morgen war der Gast verschwunden. Auf dem Stubentisch lag ein Zettel, dort stand mit schöner Schrift geschrieben. „Mein Name ist
Balthasar, ich bin der gute Geist vom Sonnenberg, einmal da und einmal dort, um darauf zu achten, dass am Berg alles mit rechten Dingen
zugeht. Der Bauchschmerz hat mich viele Tage lang geplagt, auch die Kälte, doch niemand in der Umgebung war achtsam. Aber ihr habt euch
um mich gekümmert. Als Dank werde ich nun auf Unterstell bleiben. Ich werde in Zukunft über den Hof, die Umgebung und die Menschen, die
hier leben, wachen.“
Erst als der Klettersteig am KNOTT gebaut wurde, hat ihn Konrad, der heutige Bauer auf Unterstell, wiederentdeckt. Der Geist verweilte über Jahre
in der Nähe des Hofes, nur sehen konnte man ihn nicht. Erst ein Foto, das während der Entstehung des Klettersteiges aus der Luft gemacht wurde,
hat den guten Untersteller Geist sichtbar gemacht.